Burschen fechten ums Image:
TLZ-Interview zum Burschentag der NDB in Jena

 

In der Thüringingischen Landeszeitung erschien am 16.10.2015 ein Interview mit dem Vorsitzenden unsers Dachverbands, der NDB (Neue Deutsche Burschenschaft).
Nicht wie gewohnt ein Hau-druff-Artikel (alle rechts und frauenfeindlich), sondern eine erfreulicher neutraler Presseartikel.

Hier der Artikel im Original:

 

Geht es nur ums Image, oder wird hier wirklich aktiv versucht, sich der Moderne zu öffnen? Wir sprachen mit Dr. Wolfgang von Wiese (72), Vorsitzender des Vorstands der Neuen Deutschen Burschenschaft e.V. und Alter Herr der Hannoverschen Burschenschaft Teutonia über Frauen, Flüchtlinge und Freiheit.

pressefoto NDB Ruderboot

Brechen die Burschen wirklich auf zu neuen Ufern? Hier die 25. Saaletour der Salana Jenensis Burschenschaft. Foto: Lutz Prager

Jena. Elitärer Filz, veraltete Traditionen und rechts-konservative Werte: Für viele haftet den Burschenschaften ein negatives Image an. Als drei rechtsextreme Organisationen am Tag der deutschen Einheit in Jena aufmarschierten, trafen sich zufällig auch die Verbindungen der „Neuen Deutschen Burschenschaft“ in Jena, um das 200. Jubiläum der Burschenschaften und 25 Jahre Wiedervereinigung zu feiern. Liberal und zeitgemäß will sich die „Neue Deutsche Burschenschaft“ präsentieren. Weg vom rechten Image. Doch unter den 2500 Gegendemonstranten, die am 3. Oktober auf die Straße gingen, um für ein offenes, demokratisches und humanes Deutschland einzustehen, waren die Burschen nicht zu finden. Wie ernst nehmen die Burschenschaften ihre eigenen Ansprüche.

Herr Dr. von Wiese, die Neue Deutsche Burschenschaft hielt am „Tag der deutschen Einheit“ in Jena ein Symposium ab und feierte damit nicht nur 25 Jahre Wiedervereinigung, sondern auch 200 Jahre Burschenschaften. Das Symposium stand unter dem Thema: „Von Ehre – Freiheit – Vaterland zu Integrität – Freiheit – Gemeinsinn“. Hat die Neue Deutsche Burschenschaft vor, einen Leitspruch zu ändern?

Nein, das war einfach eine Gegenüberstellung. Die Neue Deutsche Burschenschaft hat ja den Leitspruch bereits geändert, indem wir als Besonderheit und in Abgrenzung zur Deutschen Burschenschaft die Freiheit an die erste Stelle gestellt haben: Freiheit – Ehre – Vaterland. Mit dem Thema des Symposiums wollten wir den traditionellen Dreiklang

unserer Werte zur Diskussion, aber nicht zur Disposition stellen. Als Fazit aller Referenten, die sich zu diesem Thema äußerten, kann man feststellen, dass Integrität-Freiheit-Gemeinsinn und Ehre – Freiheit – Vaterland sich gegenseitig nicht ausschließen, sondern im Kern für die Burschenschafter in der heutigen Zeit das Gleiche ausdrücken.

Während der Jubiläumsveranstaltung in Jena wurden Spenden für die Flüchtlingshilfe gesammelt. Es kamen 3200 Euro zusammen, die an die Jenaer Bürgerstiftung überreicht wurden. Am Flüchtlingsthema jedoch droht Europa zu scheitern. Wie steht die Neue Deutsche Burschenschaft zum Thema Asylbewerber?

Wir sind kein politischer Verband, doch natürlich sieht sich jedes einzelne Mitglied auf seine humanistischen Werte verpflichtet. Wir haben uns deshalb gefragt, wie wir in der aktuellen Situation helfen können. In der momentanen Situation hielten wir es für richtig, für eine bessere Integration der Flüchtlinge zu spenden. Die Bürgerstiftung wird das Geld einsetzen für Deutschunterricht. Dass Europa an dem Flüchtlingsthema zerbrechen könnte, sehe ich nicht so. Überall gibt es junge Menschen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, egal welchen Kurs die Regierungen eingeschlagen haben. Es ist nicht nur Mitleid, sondern sehr viel praktische Hilfe und Unterstützung, viel ehrenamtliches Engagement, was den Flüchtlingen in ganz Europa entgegengebracht wird.

Sie erfuhren erst wenige Tage vor ihrer Jubiläumsveranstaltung, dass es zur gleichen Zeit in Jena einen Neonazi-Aufmarsch geben würde. 2500 Jenaer gingen als Gegendemonstranten auf die Straße. Den Burschenschaften haftet ein rechtes Image an, gegen das sich die Neue Deutsche Burschenschaft auflehnen will. Wieso haben sich die Burschen nicht den Gegendemonstranten angeschlossen, um ein klares Zeichen zu setzen?

Die angemeldeten Demonstrationen in Jena führten dazu, dass wir diskutierten, ob wir unsere Jubiläumsveranstaltung ausfallen lassen, da wir seitens der Polizei vor möglichen Übergriffe auf unsere Teilnehmer gewarnt worden waren. Auch in Jena stehen viele Burschenschaftern kritisch gegenüber. Wir müssen uns da schützen. Doch in Absprache mit der Stadt Jena wurde die Veranstaltung verlegt. Für uns war das letztlich ein Glücksfall, denn so konnten wir das Rathaus nutzen. Das historische Ambiente war wunderbar. Zweifelsohne ist es vorstellbar, dass sich Burschenschafter einer solchen Gegendemonstration anschließen – privat und in Zivil. Auch ich habe mir in Zivil das Treiben angesehen. Doch man muss auch sagen, dass bei solchen Demonstrationen sachlich meist nicht viel herauskommt, außer ein riesen Polizeiaufgebot. Es wird demonstriert, es gibt eine Gegendemonstration, die dann wieder von einer Demonstration gefolgt wird. Doch eine Polizistin sagte mal einen Satz zu mir, den ich in diesem Zusammenhang durchaus verstehe: „Herr von Wiese, so etwas muss unsere Demokratie aushalten.“ Eines ist dabei aber sehr wichtig: Rechtsextremismus hat in unseren Mitgliedsverbindungen keine Chance. Rechtsextreme sind einseitig denkende, egoistische, egozentrischen Menschen, die indoktriniert wurden und nichts von dem abgeben wollen, was sie besitzen. Solche Einstellungen haben bei den Burschenschaften nichts verloren. Staatszugehörigkeit und Hautfarbe spielen auch bei der Aufnahme in eine Verbindung keine Rolle. Durchaus hätten sie bei der Jubiläumsveranstaltung auch Burschenschafter mit Migrationshintergrund sehen können. Wir verlangen nur, dass sich die Mitglieder auch in Deutschland integrieren und sich an unsere Satzung halten.

Die Burschen werden aufgrund ihrer akademischen Laufbahn oft als elitärer Kreis wahrgenommen. Können Bäcker, Tischler und Zimmermänner ebenfalls in eine Burschenschaft eintreten?

Trotz der Tatsache, dass unsere Mitgliedsburschenschaften Studentenverbindungen sind, verstehen wir uns keineswegs als „sehr elitärer Kreis“. Aufgrund der unter anderem im Zuge des Bologna-Prozesses stark veränderten deutschen Hochschullandschaft ließe sich ein solcher Anspruch auch heute nur schwer verwirklichen. Dennoch erkennen wir natürlich an, dass wir als Akademiker durch unsere späteren Karrierewege oft hohe Verantwortung in unserem Gemeinwesen tragen. Und dieser Verantwortung wollen wir auch in besonderem Maße gerecht werden. Zum zweiten Teil ihrer Frage: Die Vollmitgliedschaft können nur Hochschul-Studenten anstreben. Aber das Gros unserer Mitgliedsburschenschaften kennt den sogenannten „Conkneipanten“-Status für Freunde und Unterstützer. Und das können durchaus auch Bäcker, Tischler oder Zimmerleute werden.

Die Burschenschaften versuchen, sich liberaler zu geben und zeitgemäßer. Halten Sie es für zeitgemäß, dass Frauen aus den Bünden ausgeschlossen sind? Wie rechtfertigt man das in einer Zeit, in der Frauen selbst beim Militär selbstverständlich geworden sind?

Da muss ich Sie korrigieren: Frauen sind bei uns nicht per se ausgeschlossen. Nirgends steht in unserer Neue-DB-Satzung „Männerbund“ oder dass keine Frauen aufgenommen werden dürfen. Es ist einfach eine gewachsene Struktur, doch die gesellschaftliche Entwicklung ist an unseren Bünden nicht vorübergegangen. Heute ist es kein Problem mehr, wenn unsere Mitglieder ihre Freundin mit ins Verbindungshaus bringen oder zu Feierlichkeiten. Es gibt auch die Bundesschwestern, das sind die Ehefrauen oder Witwen von alten Herren. Fakt ist, dass wir von Frauen keine Anfragen haben. Da scheint kein Interesse zu bestehen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr von Wiese.

 

 

 

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